Ein neues Virus lässt uns alle innehalten, das gewohnte Leben steht plötzlich still.
So viele haben jetzt schon zu diesem Thema geschrieben. Also was sollte ich noch schreiben. Natürlich kann ich meine eigenen Gedanken zu Papier bringen. Zum Einen weil es mir hilft, besser mit dieser veränderten Situation umzugehen, zum Anderen weil es vielleicht einige gibt, die ähnlich denken wie ich. Ich befinde mich immer noch in einer Ambivalenz, was diese ganze Situation angeht. Auf der einen Seite nehme ich es sehr ernst, nehme wahr, wie viele Veränderungen und Restriktionen wir durch diese Krise erfahren, auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage, was ist wirklich notwendig und wie wird die Zukunft aussehen. Damit bin ich nicht allein. Die einen sagen, es geht alles viel zu langsam, es braucht schnelleres Handeln und eine Ausgangssperre, die anderen sehen das gestern verhängte Kontaktverbot als einen Eingriff in unsere Grundrechte. Welche Entscheidungen die richtigen waren, werden wir erst hinterher sehen.
Bis vor ein paar Tagen musste alles immer schneller gehen.
E-Mails, die nicht am gleichen Tag beantwortet wurden, wurden vom Wartenden bereits angemahnt… Früher haben wir für die Antwort auf einen Brief mindestens vier bis fünf Tage eingerechnet. Hat uns die neue Technologie jetzt Verbesserungen bereitet? Nein, sie setzt uns eher unter Druck. Alles muss immer schneller gehen…
Immerwährendes Wachstum kann nicht die Lösung auf die Probleme unserer Gesellschaft sein. Wird unser Leben besser, wenn wir fortwährend unsere Ressourcen optimieren und vermehren?
Wir verschieben immer wieder. ‚Das gute Buch lese ich, wenn ich Zeit habe.‘ ‚Dieses Stadt besuche ich, wenn ich nicht mehr soviel arbeite.‘ ‚Später, wenn ich nicht mehr arbeite, reise ich wieder.‘ So vergeht die Zeit und wir verlernen zu leben.
Aber ist die richtige Antwort darauf, dass jetzt alles wieder langsamer gehen muss? Ist also reine Entschleunigung der richtige Weg? Nein, ich glaube nicht. Es ist ja gut, dass wir mit den neuen Medien in der Lage sind, Vorgänge schnell und effizient zu erledigen. Aber haben wir dadurch mehr Zeit für uns? Ich glaube nicht. Und wenn, dann nutzen wir diese Zeit häufig damit, uns auf den sozialen Netzwerken mit anderen zu vergleichen. Wer hat das tollere Foto, den aufregenderen Urlaub, mehr Sonne, aufregendere Kleider, ansprechenderes Essen, usw., usw. Aber haben wir noch Zeit für uns? Die nun auferlegte Kontaktsperre, die selbst auferlegte Quarantäne jedes einzelnen, allein, als Paar oder als Familie gibt uns plötzlich Zeit. Und damit einhergehend ungeahnte Möglichkeiten, wie wir diese Zeit füllen können.
Ich habe einen Garten und aktuell ist auch das Wetter verlockend schön. Endlich habe ich die Zeit einmal mit Muße all das anzugehen, was sonst auf einen Teil des Wochenendes gedrängt wurde, weil die Woche mit so vielen anderen Terminen durchgetaktet war. Ich führe Telefonate mit Freunden, die ich lange nicht gesprochen habe. Und ja, sie haben auch Zeit für ein Gespräch, weil sie zuhause und wir alle in der gleichen Situation sind. Der Verzicht auf persönlichen Kontakt führt uns zu einer neuen Form der Kommunikation. Wir pressen Infos, Grüße oder Verabredungen nicht in eine kurze sms oder Whatsapp, wir telefonieren.
Und ein weiterer positiver Aspekt ist auch , dass plötzlich, nach dem so viele Anstrengungen der Klimaaktivisten von vielen belächelt worden und keine nennenswerten Veränderungen gebracht haben, der Himmel über China klarer und das Wasser vor den Italienischen Küsten so sauber geworden ist, dass sogar erste Delfine gesichtet worden sind.
Bleibt zu hoffen, dass wir daraus lernen.
Für mich ist aber diese Zeit der Entschleunigung eine Zeit, in der ich mein Lernfeld, das Loslassen, weiter bearbeiten kann. Bisher habe ich fast immer die Fäden in der Hand gehabt und alles so gestaltet, wie ich es haben wollte. Ein ‚Nein‘ war für mich nicht akzeptabel. Ich habe immer alles daran gesetzt, doch zu dem Ziel, welches ich mir gesetzt habe, zu kommen. Jetzt versuche ich, mich zurückzulehnen und innezuhalten, die Situation zu analysieren und zu schauen, was passiert.
Wie geht ihr mit der aktuellen Situation um?
Übermannt euch die Panik, wenn ihr in diese ungewisse Zukunft schaut?
Oder versucht ihr auch, etwas Positives aus dieser Situation herauszuziehen?
Schreibt mir gerne eure Erfahrungen oder auch Fragen, die euch bewegen. Hier in den Kommentaren, oder schreibt auch gerne eine E-Mail.
Toll und regt zum nachdenken an
Freut mich, dass dir der Artikel gefällt.
Wunderbar geschrieben, beim lesen kommt man ins Träumen von besseren Zeiten und der Gedanke des entschleunigen und besinnens tritt in den Vordergrund weiter so
Und wir werden die besseren Zeiten erleben und dann können wir uns erinnern, wie wir mit der Situation heute umgegangen sind.
Ein schöner Beitrag, der mir Hoffnung macht, dass diese Krise auch ein Segen ist und wir entscheiden können, was wir daraus machen.
Liebe Louisa,
diese Hoffnung habe ich auch, daher dieser Text. Jetzt können wir unser Denken neu ausrichten.
Danke für deinen Kommentar.
Dein Feelgood-Netzwerk
Die Zeit, die man jetzt zwangsläufig für sich dazugewinnt, mag sich bei dem einen bereits innerhalb einer Arbeitswoche bemerkbar machen, indem man im Homeoffice mal einer ganz anderen Arbeitsumgebung ausgesetzt ist, ganz ohne Kollegen. Es ist einfach ruhig. Leute, die noch ins Büro müssen, so wie ich, können die Umgebung mit ihren verbleibenden wenigen Kollegen sehr schätzen, die einem die aktuelle Zeit versüßen. Der Gedanke, Freunde/Familie auf unbestimmte Zeit nicht in persona sehen, hören und fühlen zu können, ist seltsam.
Das Interessante bei all dem ist eigentlich der Gedanke, dass man plötzlich nach allen möglichen Aufgaben sucht, die man sich sonst z. B. während einer anstrengenden Arbeitsphase auf seine To-Do-Liste schreibt, die man unbedingt bei Beginn des nächsten Freiheitsmodus abhaken möchte. Ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir all die tollen Dinge nun erledigen können, wirkt der Großteil auf der Liste plötzlich doch uninteressant und man umgibt sich mit alten Gewohnheiten wie Sozialen Netzwerken etc. und schafft es immer wieder sich abzulenken, anstatt das umzusetzen, worauf man wochenlang mit größter Vorfreude gewartet hat. Jetzt ist glaube ich die Zeit, in der wir´s einfach tun: die ganze Liste mit Freude abarbeiten – ein Glück, dass die Sonne uns so guten Beistand leistet und uns mit der nötigen Energie versorgt, unsere kleinen Aufgaben für den (All)Tag voranzubringen.
Und was man natürlich auch noch merkt: Allen geht es gleich, alle ziehen an einem Strang. Für die Zukunft heißt das: Je mehr wir Teilen, umso größer das Netzwerk!
Liebe Nici,
danke für dieses tolle und ausführliche Feedback!
Ja, genau das sind auch meine Erfahrungen und Empfindungen, bei dem was ich jetzt erlebe und tue.
Ich wünsche mir für uns alle, dass viele so denken, wie wir und dass sich dieses neue Denken verbreitet und auch in der Zeit, die jetzt folgt noch Bestand hat.
Ich freue mich, wenn du uns weiter folgst und auch auf weitere Kommentare von dir!
Dein Feelgood-Netzwerk